DIGITAL IV – KOEXISTENZ in der Fotogalerie Wien (2024)

Indisarming II erforschtEmanuel Gollobdas performative Verhältnis zwischen einem abgetrennten Roboterarm, einer Turnmatte und ihren menschlichen Beobachter:innen. Eine robotische Extremität (Arm), losgelöst von einem vom Menschen konstruierten technologischen Körper, versucht, obwohl nicht für Autonomie geschaffen, Konzepte für Fortbewegung zu finden. Sie wirkt dabei ebenso verletzlich wie entschlossen. Ausgestellt als Videoinstallation mit einer KI, die das Video kontinuierlich neu schneidet, verschmilzt physisches Handeln mit digitaler Beobachtung und vice versa. Derselbe Algorithmus, der die physischen Bewegungen des Roboterkörpers im Videomaterial erlernt, beobachtet nun, wie wahrscheinlich in aktuellen Social-Media Postings „Roboter" und „Arm" im selben Posting genannt werden. Daraus versucht er zu lernen und zu verlernen, welche Videonarration diese Tendenz verringert.

Die ArbeitScreensaver(Bildschirmschoner) vonLena Kuzmichist eine animierte Fotomontage, die aus online gefundenen Inhalten und Fotos aus dem Alltag zusammengestellt ist. Bildschirmschoner dienten ursprünglich dazu, die Beschädigung des Bildschirms durch Überlastung und Wiederholungen zu verhindern. Die Arbeit untersucht den Bildschirmschoner spielerisch, indem sie seinen ursprünglichen Zweck als Metapher auf das heutige menschliche Leben anwendet. Wie können wir als menschliche Spezies Schäden durch Belastung und Langeweile verhindern, mit der Sterblichkeit umgehen und das Leben genießen?Screensavernimmt die Betrachter:innen mit auf eine visuell komplexe Reise, die in einem Horror-Attraktionspark beginnt und langsam in die Eingeweide von Maschinen hineinzoomt, um die sagenumwobenen Rätsel des Lebens zu entschlüsseln.

Sympoietic Bodiesist ein künstlerisch-philosophisches Projekt, das durch das Medium Film präsentiert wird und die Auflösung der Grenzen zwischen dem menschlichen Körper und seiner sozialen und physischen Umgebung erforscht.Flavia Mazzantihat diesen Kurzfilm geschaffen, um ein philosophisches Verständnis von unseren Körpern und deren Interaktion mit anderen Wesen in einer konstruierten Umwelt mit der Erforschung neuer technologischer Möglichkeiten – im Kontext des Experimental- und Animationsfilms – zu verbinden. Der Film experimentiert mit einem post-anthropozentrischen Szenario, das sich auf die heutige Gesellschaft bezieht, in der der menschliche Körper in seiner Gesamtheit dezentriert und dekonstruiert wird. Alles im Film stammt aus der physischen Welt und wurde unter Einsatz verschiedenen Technologien weiter digital verarbeitet.

InHyeji Nams Mehrkanal-Videoinstallation geht es um Haut, Oberfläche und verschiedene Aggregatzustände der Realität. Ausgangspunkt war eine zeitlose, alltägliche Beobachtung, indie sich ein neuartiges Gefühl eingeschlichen hatte: Beim Betrachten von Sonnenlicht, das auf der Wasseroberfläche glitzert, wird die Erinnerung an digital erzeugte Bilder wach, an die Ästhetik von Pixeln, Glitches oder Bildschirmflackern. „Irgendwann erkenne ich das seltsame Zusammenspiel eines Wunsches, dass das Digitale real sein soll, und dass das Reale wie ein digitales Werk wirkt“, so die Künstlerin. Sie untersucht, wie sehr unsere Wahrnehmung durch die Strukturen der digitalen Welten geprägt ist. Aber auch unsere Emotionen und Sehnsüchte sind maßgeblich von den neuen Technologien beeinflusst: „Ein Verlangen, vielleicht der Wunsch, das Digitale als Natur zu sehen, oder umgekehrt. Ein Wunsch, dass die Natur ewig lebt, ein Wunsch, dass die Digitalität wirklich schön ist.“

In der vonVojtěch Radakulanpräsentierten Installation können Besucher:innen vier Nischen begehen. In drei von ihnen betreten sie auf verschiedene Weise (Computerspiel, VR-Brille, Mikrofon) eine virtuelle Kopie des Kontrollraums des – aufgrund gesellschaftlichen Drucks nie in Betrieb genommenen – Atomkraftwerks Zwentendorf in Niederösterreich und können hier Charaktere darstellen, die in der Geschichte des Werks eine Rolle gespielt haben, wie die von Aktivist:innen, Ingenieur:innen und Politiker:innen. Innerhalb ihrer Interaktion stoßen sie auf andere Besucher:innen, die wiederum andere Charaktere spielen. Zur Lösung von Konflikten sind Anstrengung und Zusammenarbeit erforderlich. Die vierte Nische versteht sich als eine Art Beschreibung des Geschehens, welches eine absurde Abfolge von Ereignissen ist, ebenso wie die Tatsache, dass Niederösterreich die gleiche Flagge wie die Ukraine hat.

Am Beispiel der Präzisionsviehhaltung von Kühen reflektiertDaniel Szalaiin seinem ProjektUnleash Your Herd's PotentialÜberwachung, Ausbeutung, unsere Beziehung zur Natur und die Rolle, die digitale Bilder und fortschrittliche Technologie dabei spielen. Eine umfassende technologische Infrastruktur ermöglicht es, alle Aspekte des Lebens von Kühen zu quantifizieren, so dass jedes Tier als reiner Datensatz behandelt werden kann. Die Präzisionsmolkerei kann daher als Beispiel für einen auf Tiere angewandten Überwachungskapitalismus angesehen werden, der die Distanz zwischen menschlichen und nichtmenschlichen Wesen durch Virtualisierung und Gamification weiter vergrößert. Das Projekt geht auf diese Probleme ein, indem es Kühe und ihre Umgebung mit Hilfe der Fotogrammetrie wiedergibt, einer fotobasierten 3D-Scantechnik, die es ermöglicht, den Gegenstand als Informationswolke darzustellen – und so eineExplosionszeichnungschafft.

InFixed itkombiniertPhilipp TimischlLED-Bildschirme mit traditioneller Malerei. Der digitale Bildschirm zeigt ein Video von vorwärtsfahrenden Autos, die beim Umdrehen des Bildes ihre Richtung verändern und eine Endlosschleife bilden. Dieser visuelle Trick spielt mit der Wahrnehmung von Bewegung und Zeit.

Die Skulptur verlangt von den Betrachter:innen eine körperliche Reaktion. Um das niedrig aufgelöste LED-Video deutlich zu sehen, müssen sie zurücktreten; um die detaillierten Gemälde zu würdigen, müssen sie jedoch näher herantreten. Diese Interaktion unterstreicht die Machtdynamik zwischen dem Kunstwerk und seinem Publikum und verdeutlicht, wie das Werk Bewegung und Engagement der Betrachter:innen kontrolliert.Fixed itstellt Fragen darüber, wie Technologie unsere Auseinandersetzung mit Kunst beeinflusst.

Agnes Varnai und Tina Kult bilden das 2017 gegründete Künstler:innenkollektivT(n)C.Die VideoinstallationRetraining Lazinessfolgt einem Gespräch zwischen einem/r menschlichenArbeiter:inund einem fehlerhaften Roboter. Sie erörtern ungesunde Produktionsbedingungen sowie ihre eigene Beziehung zu Arbeit und Zeit. Angetrieben durch ein Wirtschaftssystem, das jede:n Einzelne:n anhand seiner Produktivität bewertet, stehen Menschen und Maschinen in Konkurrenz zueinander. Die LeuchtkastenserieDays (Lightbox)thematisiert das ambivalente Verhältnis, das die Gesellschaft zu malerischen Orten auf diesem Planeten entwickelt hat. Die überspitzten Bilder spiegeln sowohl die Faszination für paradiesische Landschaften als auch die Auswirkungen der Obsession von diesen wider.

DIGITAL IV – KOEXISTENZ in der Fotogalerie Wien (2024)
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Author: The Hon. Margery Christiansen

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